Der Mond über Farrera

An diesem sonnigen Tag habe ich einen langen Spaziergang in die Berge gemacht, die warme Luft geatmet mit dem Geruch von Nadelbäumen, tierischem Kot (Esel, Kühe und Pferde) und wildem Thymian.

Über geologische Falten

Zwei Visualisierungen der geologischen Strukturen im Gebiet Farrearas:

In der Strukturgeologie ist eine Synklinale eine Falte mit jüngeren Schichten, die näher am Zentrum der Struktur liegen.

Über ‚dancing dough and circumstances‘ III

Der Mensch kann auch als ein Teig gesehen werden, der durch spezifische Umstände wie kulturelle, soziale, physische, mentale, klimatische … Bedingungen sowie globale und universelle Rhythmen geprägt ist. Sie sind unserer menschlichen Erfahrung inhärent. Keiner von uns kann z.B. die Geschwindigkeit unseres bewegten und sich bewegenden Planeten spüren.

Mir gefällt das Bild, dass wir uns nicht selbst umrunden können. Das impliziert, dass wir nie sagen können, was wir sind, von überall aus gesehen. Eigentlich wissen wir zu wenig über unsere Spezies, um uns selbst intellektuell zu entschlüsseln. Bordieu kommt mir wieder in den Sinn und seine Idee des „sozialen Sinns“ und des „Habitus“. Ein Zitat von Bordieu:
„Was der Leib gelernt hat, das besitzt man nicht wie ein wiederbetrachtbares Wissen, sondern das ist man.“

Ich stelle mir vor, dass wir in der Lage sind, verborgene Naturphänomene zu erkennen und auf sie zu reagieren, wenn sie an die Grenzen unserer Wahrnehmung stoßen. Dies ist verbunden mit der Idee der „Resonanz“, wie sie Hartmut Rosa in seinem gleichnamigen Buch entfaltet hat.
Ich stelle mir vor, dass wir Teil eines universellen Systems des Lebens sind, eine Spezies von unzählig vielen, im unendlichen Raum und in der unendlichen Zeit sowie als konkretes Selbst in konkreten Gemeinschaften.

In meiner künstlerischen Praxis möchte ich diesen Visionen folgen.

Trip in die Berge um Farrera

Am Mittwoch nahm mich Llouis vom CAN mit auf einen Ausflug in die Berge, wo wir einige schöne und narrative Strukturen sahen.

Diese Strukturen erzählen zumindest eine Geschichte: Vor langer Zeit trafen zwei Kontinentalplatten aufeinander und schufen die hohen Pyrenäen. Da sie gleich schwer waren, fand keine Subduktion statt (es sei denn, es war ein Ozean zwischen ihnen).
Das Material stürzte, zerbrach, zerknitterte, faltete …

Annäherung an Falten und Zitat ‚Die Falte zwischen Leib und Seele‘, Christian Schlueter

approaches to folding and folds:

  • A fold is a trace of movement. It has an inside and an outside as well as visible and invisible surfaces which are inseparably connected.
    Essential parts of our body are folded. Folded objects can be stored in a space-saving way. Folded clothes enfold while dancing.
  • Die Falte (german); the fold / the pleat (english); le pli (french)
    falten (german); to fold (english); plier (french), plicare (latin). Interesting derivations: complicare, explicare, replicare, implicare

    sorry, no english version!

    „Spätestens seit Descartes plagt sich nicht nur die Philosophie mit der Trennung von Leib und Seele. Entdeckte Descartes in der Seele als einem reinen, vollkommen entleerten Bewußtsein den Punkt höchster Selbstvergewisserung, das cogito, so fand er darüber nicht mehr so recht zur sinnlichen Welt und damit zum Körper zurück. Gilles Deleuze zeigt nun, daß es in der unmittelbaren Folge des cartesianischen Leib-Seele-Problems durchaus spannende Lösungsversuche gegeben hat, und führt neben Spinoza vor allem Leibniz ins Feld. Dessen Philosophie geht nicht mehr von der Trennung aus, sie unterscheidet nur, und das „Kriterium oder der operative Begriff“ dieser Unterscheidung ist die „Falte“ (französisch pli), ein Begriff, der in den deutschen Leibniz-Übersetzungen meist unterdrückt wird. Den Unterschied zwischen dem Seelischen und Leiblichen markiert also eine Falte, die ein Verhältnis reiner Äußerlichkeit und zugleich eine Verbindung beschreibt.
    (…)
    Deleuze entwirft das Bild eines zweigeschossigen Hauses, in dessen unterer Etage die Materie, in dessen oberer die Seele eingeschlossen ist. Allerdings gibt es in der unteren Etage durchaus Öffnungen, durch die sich ereignishaft ein Außen realisieren kann: Das Ereignis der Welt findet in der Materie seine Realisation, indem es sich als Faltung einschreibt, wie in ein Stück Marmor. Dabei ist es nie unmittelbar, sondern entfaltet, multipliziert sich bis ins Unendliche, bleibt also vermittelt, obwohl es mit einem Außen korrespondiert.In der oberen Etage hingegen, dem Wohnsitz der Seele und der Vernunft, findet das Ereignis der Welt nur seine Aktualisierung, das heißt, es tritt als schon Angelegtes nur klar und deutlich in Erscheinung. Zwischen den beiden Etagen, in den Faltungen der Materie, des Körpers und seiner Organe sowie in der in sich gefalteten Seele, findet sich nun abermals eine Falte: Leib und Seele sind durch sie unterschieden, und jede weitere Bestimmung dieses Unterschieds bedeutet nur eine weitere Entfaltung, die sich unendlich weiter treiben läßt, ohne den Unterschied selbst aufheben zu können. Die einzige Orientierung dieser Bewegung findet sich in der Ähnlichkeit zwischen den verschiedenen, sich vervielfältigenden, multiplizierenden Falten.
    Die Ähnlichkeit erweist sich in der Darstellung von Deleuze als das organisierende Prinzip, als eine Art konstitutiver Indifferenzpunkt in Leibniz‘ Philosophie und der des Barock überhaupt (…).“
    Christian Schlueter, Die Falte zwischen Leib und Seele, 17. November 1995 in DIE ZEIT, 47/1995; letzter Aufruf am 16.03.2017 unter http://www.zeit.de/1995/47/Die_Falte_zwischen_Leib_und_Seele/komplettansicht

Trip nach Sort

Einmal pro Woche fährt ein Auto nach Sort, das man vorbestellen werden kann, um im Dorf abgeholt zu werden. Heute hat es mich und auch Leute aus Montesclado und Burg mitgenommen. Es folgte dieser Linie:

In Sort ist der Frühling schon etwas weiter als in Farrera.