„Island ist faktisch ein über das Meer ragender Teil der divergenten (auseinanderweichenden) Plattenränder, die ansonsten nur als untermeerische mittelozeanische Rücken des Nordatlantik ausgebildet sind. (…) Der Mittelatlantische Rücken erstreckt sich als sehr breite Schwelle auf 14 000 -15 000 km den Ozean entlang vom nördlichen Polarmeer bis südlich von Afrika. Die Schwelle ist Folge der Akkumulation vulkanischer Förderprodukte und der Drift der auf einer plastischen Schicht im Erdmantel schwimmenden Krustenplatten. Sie schleppen dabei die Kontinente im Osten (Europa, Asien, Afrika) und Westen (Süd- und Nordamerika) mit. (…) Auf dem isländischen Festland durchziehen die Plattenränder das Land in nordöstlicher Richtung. (…)
Knapp östlich der Landesmitte liegt das Zentrum eines im Nordatlantik seit langem aktiven Hot Spots, des isländischen Hot Spots. Er ist eigentlich das obere Ende eines vertikal aufsteigenden Stroms von Mantelmaterial (eines sogenannten Manteldiapirs), der heißer ist als das plastische und verhältnismäßig leichte Material, das entlang der Riftzonen und damit auch unter Island aufsteigt. Wo sich der Hot Spot und die Plattenränder überlagern, ist die Magmenproduktion und damit letztlich die Krustenaggregation so produktiv, dass die vulkanischen Förderprodukte eine große Insel auszubilden vermochten, quasi eine Verdickung der Erdkruste.“
aus: Lebende Erde – Facetten der Geologie Islands, Ari Trausti Gumunðsson, Reykjavik 2011, erste Ausgabe 2007, Seite 9ff